Geleitwort
"Alles fließt - panta rhei". Diese 2500 Jahre alten Worte Heraklits gelten nicht nur für den Wein sondern auch für die Rebsorten. Schon in der Antike waren sie so zahlreich, dass Vergil feststellen musste:
"Aber zahllos sind die vielen Arten und Namen
schließlich, was läge auch daran, mit einer Zahl sie zu fassen.
Wer sie zu wissen begehrt, der lerne erst zählen, wie viele
Sandkörner wirbelnd der Westwind gepeitscht durch die libysche Wüste
oder er merke, wenn tobender Ost sich stürzt auf die Schiffe
wie viel Wogen vom jonischen Meer hinbranden zur Küste".
(VERGIL Georgica II 103 ff.)
Etwa 10 000 Rebsorten gibt es weltweit, lautet die Schätzung. Von ihnen sind etwa 300 von größerer Bedeutung und weit verbreitet, wie der Chardonnay oder Cabernet Sauvignon, andere, wie Airén in Spanien, sind nur regional bekannt, aber dort von großer Bedeutung. Über diese Rebsorten gibt es umfangreiche Literatur. Der Grüne Silvaner gehört in diese Gruppe. Seine Bedeutung war aber früher viel größer als heute. Vor 50 Jahren war jeder zweite Rebstock in der Pfalz und in Rheinhessen ein Silvaner, heute ist es noch einer von 10, bzw. 20 Reben.
Über seltene Rebsorten beider Gebiete, die größtenteils das linksrheinische Gebiet der ehemaligen Kurpfalz, dem Weinkeller des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, umfassen, berichten die Autoren. Da hier noch heute über die Hälfte der deutschen Rebstöcke stehen, entspricht ein Prozent etwa 500 ha. Allerdings war dies nicht für die Aufnahme in das Buch entscheidend. Es war deren Rarität.
Es kann sich dabei um uralte Rebsorten, wie Gänsfüßer, handeln, die irgendwo noch wachsen. Ebenso aber auch um neue Sorten, die vor 40 Jahren, wie der Kanzler, größere Bedeutung hatten, inzwischen aber etwas außer Mode gekommen sind. Vereinzelt schlummern sie noch in den Weinbergen und in den Kellern. Darüber hinaus finden sich auch "brandneue" Rebsorten aus dem Ausland oder aus den Reben-Zuchtinstituten, wie gegen Pilzkrankheiten widerstandsfähige Sorten (Piwis), deren Eignung im Weinberg und Keller noch geprüft wird.
Als Verantwortliche für die beiden großen Weinbruderschaften im zu besprechenden Gebiet freuen wir uns, dass die Autoren den Weinfreunden eine über die Hauptrebsorten hinaus reichende Information geben. Für uns fängt die Weinkultur nicht beim Trinken an, dazu gehört die Geschichte des Weines, des Gebietes, des Winzers und nicht zuletzt der Rebsorte. Ohne dieses Wissen wird der Wein zum normalen Getränk.
Wir wünschen dem Buch viel Erfolg und empfehlen den Weinbrüdern eine häufige Nutzung.
IN VITE VITA
IN VINO SALVATIO
Dr. Fritz Schumann
Otto Schätzel
Ordensmeister der Weinbruderschaft
Brudermeister der Weinbruderschaft
der Pfalz
Rheinhessen zu Sankt Katharinen