Prolog
Das Büchlein „Neue Kurzgeschichten
aus Rheinhessen“ ist zweisprachig – die Geschichten sind
nämlich auf Hochdeutsch und/oder in rheinhessischer Mundart.
Rheinhessisch zählt zu den rheinfränkischen Dialekten. Es gibt jedoch keine
einheitliche rheinhessische Mundart. So sind z.B. die Einwohner von Mainz in
der Landeshauptstadt „Meenzer“, im Rest von Rheinhessen vorwiegend „Määnzer“.
„Seine Sorgen“ ist in Worms „soi Soije“, in Mainz „sei Sorsche“. „Wir haben“
lautet in Alzey „mir hun“, in Mainz „mir habbe“ und in Worms „mir hawwen“, „mir
hamm“ oder „mir hänn“. Für sie „bügelt“ kann man in Rheinhessen je nach dem
hören: die „bischeld“, „bijeld“, „bield“ oder „bigeld“. Auch „ein einziger
Einser“ ist unterschiedlich: „aan aanzische Aanser“, „ăăn ăănzische Ăănser“, „ään
äänzische Äänser“ oder „oon oonzische Oonser“.
Die rheinhessische Mundart zeichnet sich also durch mehrere Varianten bzw.
Untergruppen aus. Deshalb kann man auch sagen: Rheinhessisch – mehr als ein
Dialekt.
Die mundartliche Schreibweise lehnt sich weitgehend an die deutsche
Rechtschreibung an und orientiert sich am
„Rheinhessischen
Mundart-Lexikon“ (ISBN 978-3-937782-83-6). „Es werd also so gschriwwe
bzw. geschribbe, wie mer’s babbeld.“ Der Nasallaut a – wie im franz. Vornamen
Jean – wurde als ă geschrieben. So wird z.B. „Jean“ zu „Schăă“.
Die Geschichte „Meenz … Nachd … Reesche“ ist in Mainzer Dialekt geschrieben. Bei
der Übersetzung in diese nordost-rheinhessische Mundartvariante war mir Dr.
Roland Wolf behilflich, ein Mainzer, der schon lange in Worms wohnt. Ihm sei an
dieser Stelle ausdrücklich gedankt. Bei allen anderen Geschichten wurde die
südrheinhessische Variante gewählt, genauer: der Dialekt von Worms, noch
genauer: die Mundart, wie sie in den nordwestlichen Bereichen der Stadt Worms
gesprochen wird.
Wenn Sie nun die „übersetzten“ Versionen lesen, ein kleiner Tipp: Lesen
Sie laut! So liest es sich einfacher. Auch „Nichtrheinhessen“ werden
dann feststellen können: „Ich kann ja rheinhessisch lesen!“
Worms/Rheinhessen, im Juli 2015
Hartmut Keil
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