Vorwort
Rheinhessen wie auch rheinhessische Mundart bedeuten für mich Heimat. Dieses
Stück Heimat trägt man mit sich wie seinen Namen, unbekümmert, wohin es einen
auch führt. So habe auch ich meinen Dialekt aus Dittelsheim-Heßloch auf meinem
Weg nach Berlin und nun in der Hauptstadt nicht verloren. Die Sprache eines
Menschen zeichnet ihn aus, wird zum Wiedererkennungsmerkmal; der in die Wiege
gelegte Dialekt ist nur schwer zu überspielen, die Herkunft schwer zu leugnen.
Ereignisse und Geschichten, ob alltägliche oder den Alltag durchbrechende,
werden in meiner Heimat „gebabbelt bzw. geredd“. Und es wird so einiges am Tag
„gebabbelt“. Doch nun stellt sich die Frage, wie kann das alltägliche Geschehen,
über das man in unserer Heimat spricht, auch eingefangen und für die Gegenwart
wie auch die Zukunft festgehalten werden?
Bereits in der Nachkriegszeit wandten sich Autoren und Schriftsteller in
Deutschland der literarischen Form der Prosa, der Kurzgeschichte, zu. Die
Kurzgeschichte nimmt es sich zur Aufgabe, alltäglich-menschliche Phänomene auf
das Wesentliche reduziert und komprimiert darzustellen. Ein unmittelbarer
Einstieg lässt den Leser ohne große Umschweife am Geschehen teilhaben.
Protagonisten stellen häufig Alltagspersonen und keine Helden dar, wie auch bei
den Themen auf Probleme der Zeit und keine schwerwiegenden Themen eingegangen
wird. Kurzum: Die Kurzgeschichte spiegelt unser gewöhnliches Leben und seine
kleinen Ausreißer wider.
Mit dem Büchlein „Neue Kurzgeschichten aus
Rheinhessen
“ führen uns Hartmut
Keil und Walter Passian noch näher an unser Leben in Rheinhessen heran. Die
Kurzgeschichte „Kein Dom am Haus“ lässt wohl den Großteil der Wormser aufhorchen
und sich an aktuelle Ereignisse in der Heimat erinnern. Wie Wolfdietrich
Schnurre die Kurzgeschichte als „ein Stück herausgerissenes Leben“ (1961)
bezeichnete, so nehmen sich die beiden Autoren unserer Heimat und dem dortigen
Leben auf Rheinhessisch und auch Hochdeutsch an.
Dem Zitat von Markus Walther kann ich mich im Hinblick auf dieses Werk nur
anschließen: “Sie werden überrascht sein, wie viel auf eine Seite passt. Ein
Tag, ein Jahr, manchmal ein ganzes Leben oder auch nur ein Augenblick.”
Viel Vergnügen beim Stöbern in der Lektüre!
Dittelsheim-Heßloch/Rheinhessen, im Juli 2015
Jan Metzler, MdB