Epilog

 

„ …`s Lob vum Schebfer. Bibeltexte in rheinhessischer Mundart gereimt ist das neueste der zahlreichen Bücher von Hartmut Keil aus Worms. Dieses und das „Vorgänger-Büchlein“ sind Koproduktionen von uns beiden. In diesem Sinne setzt es fort, was wir gemeinsam letztes Jahr mit „ … die wissen jo ned, was se machen. Ausgewählte Bibeltexte auf Hochdeutsch und in rheinhessischer Mundart begonnen haben.

 

Die Motivation zum ersten der beiden Büchlein rührte auch daher, dass seit Jahren nichts Vergleichbares auf dem Buchmarkt war (im Rheinhessischen kann Mann/Frau zwischen dem Plural „Bischelscher“ und dem Singular „Bischelsche“ differenzieren, was in hochdeutscher Sprache nur unter Zuhilfenahme von bestimmten oder unbestimmten Artikeln möglich ist). Das einzige mir bekannte, sehr schöne Werk von Manfred Zacher war 1999 bei der Verlagsgruppe Rhein-Main (VRM) erschienen: „´s Lukasevangelium uff Rhoihessisch“. Das Lukasevangelium in rheinhessische Mundart gebracht. Mit Bildern von Michael Baunacke. Es ist seit Jahren im regulären Buchhandel nicht mehr, allenfalls noch antiquarisch, erhältlich.

 

Das heißt: Eine aktuelle Bibelübersetzung in die Muttersprache Rheinhessisch musste her. Die Lösung aus dem Jahr 2013 bestand (und besteht) darin, dass wir in „… die wissen jo ned, was se machen“ insgesamt 25 Abschnitte aus der Bibel ausgewählt haben, welche eine gewisse Repräsentation des gesamten Inhaltes darstellen (nicht ganz so einfach bei insgesamt 66 biblischen Schriften, und dies in der Ausgabe ohne Apokryphen) und zugleich zeitgemäßes, lebendiges, real gesprochenes Rheinhessisch wiedergeben sollten. Letztes Jahr haben wir uns entschieden, die ausgewählten Text-Stellen jeweils parallel in der hochdeutschen Version der Luther-Bibel und in der aktuellen Übersetzung ins Rheinhessische abzudrucken.

 

Nun erscheint als Ergebnis des Folge-Projekts eine Variante des Vorgängers. Hartmut Keil hat sich daran gemacht, die verwendeten Bibelstellen nun nicht nur in rheinhessischen Dialekt, sondern auch in Reim-Form zu übersetzen, sie somit neu „in Form zu bringen“.

 

Für ein solches Projekt ist Hartmut Keil nicht nur durch seine Sprachkenntnisse der Region aus sechs Jahrzehnten geeignet, sondern durch seine Vor-Leistungen ausgewiesen und somit gewissermaßen prädestiniert. Er gibt Mundart-Kurse an verschiedenen Volkshochschulen der Region, er ist der Einzige, welcher es in letzter Zeit gewagt und geschafft hat, ein Lexikon Deutsch-Rheinhessisch/Rheinhessisch-Deutsch mit 2.400 Stichworten (erschienen im Leinpfad Verlag, Ingelheim) herauszubringen. Insbesondere die gereimte Sprachversion regionalsprachlicher Äußerungen hat er in anderen Projekten schon verwendet, um nicht zu sagen angewendet. So hat er z.B. die Nibelungensage, Struwwelpeter, Max und Moritz, Grimms Märchen sowie Goethe-Gedichte in rheinhessische Mundart-Reime übertragen.

 

Nach solchen Projekten nun also die Bibel in Mundart-Reim. Ich muss gestehen, ich bin kein sehr großer Freund des Reimes, und – wenngleich auch als Autor und Lyriker aktiv – erst recht kein „Crack“ (also ein Spezialist) für diese sprachliche Form. Für eine Einschätzung und Würdigung der Reim-Form haben die ausgewiesenen Experten Hans-Peter Ranz (Ehrenvorsitzender der Wormser Narrhalla von 1840 e.V.) das Vorwort und Ernst L. Fellechner (Pfarrer i.R., Mainz, zuvor 30 Jahre zuständig für die Saal-Kirchengemeinde Ingelheim) das Nachwort geschrieben.

 

Meine Aufgabe in diesem Projekt bestand nun wie schon im ersten darin, neben den anderen Korrektoren, die in Reimform gebrachten Bibeltexte gegen zu lesen, neben der reinen Lektoren-Tätigkeit die Text-Menge unter zwei Aspekten zu prüfen:

 

1) Inhaltlich: Entspricht die gereimte Form, welche es so bisher noch nicht gab, thematisch den Grundaussagen des Textes der biblischen Überlieferung?

2) Formal: Ist der Sprachrhythmus flüssig, kann der Text gut und leicht verständlich gelesen, gesprochen und verstanden werden?

 

Entstanden ist auf jeden Fall etwas wirklich Neues. Eine Neu-Schöpfung. Frei nach den Worten des Apostels Paulus im 2. Korinther-Brief Kapitel 5, Vers 17: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur. Das Alte ist vergangen; Neues ist geworden“.

 

Regionalisierung ist eine gute und notwendige Gegenbewegung zur Globalisierung. Im Grunde bedingen und entsprechen sich die beiden Prozesse in ihrer Unterschiedlichkeit. Nach meiner Einschätzung ermöglicht dieses Büchlein einen wiederum neuen Zugang zu den sonst nicht immer einfach zugänglichen Texten der Bibel Alten und Neuen Testamentes. Ich meine sogar, dass sie dazu führen:

 

A) Bibeltexte ganz neu und damit anders (real verwurzelt) zu verstehen.

B) Die regionale Sprache neu zu entdecken, ihren Reichtum, ihre Schöpferkraft, ihre Rhetorik und Eloquenz schätzen und lieben zu lernen.

 

In dieser Fülle der Texte, der Breite der wiedergegebenen Inhalte und der Art des Mundart-Reimes ist „`s Lob vum Schebfer“ sicher etwas ganz Neues. Dennoch soll nicht verschwiegen werden, dass auch andere arbeiten und ihr Sprach-Handwerk verstehen. Ich habe einmal angefangen zu sammeln, welche Bibel-Übersetzungen in deutsche Mundarten vorliegen, wenn man dann mit Österreich und der Schweiz weitere deutschsprachige Nationen dazu nimmt, wird die Fülle der regional verwurzelten und auf eine lokal identifizierbare Leserschaft zielenden Werke schnell unübersichtlich.

 

Jedenfalls scheint der Reim eine besondere Affinität (Neigung) zum lokalen Dialekt zu haben, oder umgekehrt, also jedenfalls ergänzen sich beide wechselseitig konstruktiv. Wenn beim Lesen, Nachsprechen und Verstehen dieser Form Assoziationen zu Büttenreden an Fastnacht kommen, Anklänge an einen solchen Modus populärer Reden, dann soll es mir recht sein.

 

Die Illustrationen von Werner Hartmann, Mainz, tragen dazu bei, die Inhalte der biblischen Texte konkret zu fassen, sie bieten eben Abbildungen des Tatsächlichen an, zugleich können sie auch helfen, die Fantasie der Leserinnen und Leser frei zu setzen oder den Transfer von den Gegenden des Nahen oder Fernen Ostens in nicht ganz so weit entfernte Lokalitäten und Institutionen zu ermöglichen.

 

Und dass dieses Buch am Ende, also in Z), dem letzten Kapitel des „Werkes“, mehrsprachig wird, also „multi-’dialektisch’“, scheint mir geradezu passend bzw. angemessen für Menschen, welche Lust an der Sprache in ihren unzähligen Mundartvarianten haben.

 

„Schbass soll’s mache!“

 

Wallertheim/Rheinhessen, im Mai 2014

Michael Finzer

 

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Vorwort von Hans-Peter Ranz     Prolog von Hartmut Keil     Nachwort von Ernst L. Fellechner

 

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Leseprobe „’s Hohelied vum Salomo, Kabiddel 5, Vers 1 - 16“

 

Leseprobe „Hochzet in Kana“

 

Leseprobe „De liewe Godd un de rhoihessische Dialeggd“

 

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Die Illustrationen ...

 

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